Sonntag, 15. Juli 2012

Eine Woche später

Kaum zu glauben, dass der letzte Eintrag schon wieder 8 Tage her ist. Ich hatte eigentlich nie vor, so ein Blogger zu werden, der sich nur alle zwei Wochen mal meldet und in dessen Blog man irgendwann gar nicht mehr schaut, weil sich sowieso nichts tut. Im Moment kann ich die Autoren solcher Blogs leider nur allzu gut verstehen. Es ist ja nicht so, dass man unmotiviert wäre oder nichts geschafft hätte. Man ist nur einfach sau müde, wenn man abends daheim ankommt und überlegen muss, ob es sich lohnt, noch eine halbe Stunde für essen zu opfern oder gleich ins Bett zu gehen.

Die Erklärung für diese Woche heißt Sommerakademie. Die gibt es hier schon seit 35 Jahren, ist also im Gegensatz zu mir schon ziemlich gut organisiert. Ich habe mir schon seit ich hier wohne jedes Jahr aufs Neue vorgenommen, da mal mitzumachen. Entweder verpasste ich den Anmeldeschluss, oder die Kurse erschienen mir nicht so super interessant oder ich war einfach zu geizig. Dieses Jahr ist die finanzielle Situation etwas entspannter und das Programmheft lag auch schon monatelang hier rum (mit Anmerkungen und will-ich-haben-Kreuzchen versehen wie früher die Lego-Kataloge), da konnte ich mich nicht mehr davor drücken. Außerdem ist es vielleicht das letzte Jahr in dieser Stadt und ich weiß ganz genau, dass ich mich wahnsinnig geärgert hätte, wenn ich diese letzte Chance ungenutzt hätte verstreichen lassen.

Weil ich ein bisschen Schiss hatte, dass alle anderen Teilnehmer schon Profis sind und da nur gut situierte Kunstnasen im Frühruhestand mitmachen, habe ich mich lieber für einen Kurs angemeldet, von dem ich meine, dass ich das schon ein bisschen kann oder zumindest etwas Talent dafür mitbringe: Architekturzeichnen.

Wider aller Befürchtungen liege ich altersmäßig nur im unteren Mittelfeld, wir hatten sogar zwei Teilnehmerinnen, die erst 15 sind. Und schlechter als die anderen bin ich auch nicht, wenn ich das so frei sagen darf.
Am Montag haben wir uns erstmal nur mit Tischen und Pappkartons beschäftigt und beides aus unterschiedlichen Richtungen, Höhen und Entfernungen gezeichnet. Ätzende Aufgabe, aber sehr hilfreich und irgendwann baut man sogar sowas wie eine Beziehung zu dem merkwürdigen Arrangement auf.


Das waren meine ersten Gehversuche auf A3, vorher war ich meistens etwas kleiner unterwegs. Alles noch etwas schief und krumm, aber für den Anfang gar nicht so übel. Im Hintergrund angedeutet übrigens Margarete, wie sie mit dem Bleistift Winkel misst. Margarete ist bestimmt schon über 70, geht aber mit soviel Neugier und Lebensfreude an die Sache ran, dass ich sie am liebsten knuddeln und mit nach Hause nehmen würde. Ich hoffe, sie hat ganz viele Enkel, die diese Liebenswürdigkeit zu schätzen wissen.

Dienstag und Mittwoch wurden weiter Kartons gequält und später auch die Flure und Treppen der Schule, in der wir unsere Kurse haben, abgezeichnet. Mittlerweile hängen überall aufgeklebte Fluchtpunkte zur Orientierung rum.


Schlechte Bildqualität, das dunkle Papier verträgt sich nicht so mit dem Blitz. Aber ich denke, man erkennt was. Die Zeichnung stammt von Mittwoch und ist meiner Meinung nach schon echt gut gelungen. Vor allem die beiden Deckenlinien mag ich, auf dem Papier sind das fast 90 Grad, obwohl sie in Natur eigentlich parallel verlaufen. Auch die Geländer sind optisch krassen Verkürzungen ausgesetzt, das ganz links ist genauso lang wie die drei, die sich rechts anschließen, zusammen. Während man da sitzt und misst und zeichnet kommt einem das total merkwürdig und falsch vor, aber im fertigen Bild stimmt es auf einmal wieder.
Freitag haben wir dann angefangen, uns mit Gestrüpp (sprich Bäumen, Sträuchern, Gras) zu beschäftigen, da ist aber noch einiges zu tun.
Morgen früh geht es weiter, diese Woche dürfen wir hoffentlich auch endlich etwas Farbe verwenden.

Gesponnen und gestrickt habe ich auch einiges, aber das passt thematisch nicht und außerdem muss ich ins Bett. Womit sich der Kreis schließt und die ganze Geschichte wieder von vorne anfängt.

2 Kommentare:

  1. Wow, sieht gut aus. Da lernt man sicher eine Menge, wenn man sich wirklich eine Woche lang intensiv mit einem Thema beschäftigt (und auch nicht aus kann). Ich kann das lange Rumschleichen ob des Mitmachens gut verstehen, wenn ich mir überlege, dass ich 2 Jahre gebraucht habe, um mich bei einem VHS-Yogakurs anzumelden.. wie lange bräuchte ich für etwas künstlerisches?? Aber es lohnt sich :) schön!

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  2. oh, ich habe dann einige teilnehmer eures kurses sogar "live" gesehen. ein paar ältere damen saßen zeichnend im café am markt, als ich neulich dran vorbei ging.
    linnea

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