Sonntag, 30. September 2012

Die Wucht in Tüten

Es kommt ja nicht so oft vor, dass ich offen Werbung für was mache, aber solange man nicht mit dubiosen Werbegeschenken dafür bestochen wurde, ist das ab und zu ok. Wer gerade kein Geld hat oder stark genug ist, das selbstauferlegte Wollkaufverbot einzuhalten, hat's gut, alle anderen sollten ein Auge auf ihren Kontostand haben.


Das sind bis auf eine Ausnahme meine Mitbringsel vom Ravelrytreffen in Bonn letztes Wochenende. Das Regenbogengarn von Kauni habe ich mir als Geburtstagsgeschenk an mich selbst in Tromsø gegönnt, in einem Sweatershop mit Garnabteilung im Keller und Studentenrabatt.
Rechts neben Kauni liegt mein Gewinn vom Schnellstrickwettbewerb. Nachdem ich am Samstag festgestellt hatte, dass die ganze Sache viel unspektakulärer war als gedacht, habe ich mich am Sonntag gleich morgens auf die Liste der Kandidaten setzen lassen und siehe da, Platz 2. Wäre ich nicht so wahnsinnig nervös gewesen, hätte ich bestimmt auch noch eine weitere Reihe geschafft, aber strickt mal mit fetten Plastiknadeln und Abschleppseil gemütlich vor euch hin, wenn 200 Leute zuschauen. Der Preis für den zweiten Platz interessierte mich um ehrlich zu sein am wenigsten, zum Glück war noch jemand genauso schnell wie ich, sodass meine Treppchennachbarin die Kiste vom Haus der Knöpfe bekam und ich mir aus Chantis Wolltaschen was aussuchen durfte. Insgesamt sind es sechs Knäul, das erste musste ich auf der Heimfahrt gleich anstricken, deswegen ist es nicht mit auf dem Bild.
Ganz rechts ein kleiner Spontankauf vom Regenbogenschaf. Das Garn ist etwas dicker als normale Sockenwolle (310m/100g) und komplett aus Merino. Keine Ahnung, was ich damit anfangen soll, die Farbe lachte mich einfach an und wollte unbedingt mit. Mal schauen, ob ein paar Wochen oder Monate Reifezeit in der Wollkiste hilft.
Mit dem Kammzug unten in der Mitte habe ich mir besonders schwer getan. Der ist von Jules Wollshop, die Gute hatte soviel so tolles Garn dabei, dass ich mehrere Male einfach hingegangen und Wolle begrabbelt habe, bevor ich mich endlich zum Kauf durchringen konnte. Irgendwann grinsten wir uns einfach nur noch wortlos gegenseitig an, wenn ich mal wieder vor ihrem Tisch stand und sehnsüchtig seufzte. Gefärbt wurde der Kammzug von Sweet Georgia, die Farbe nennt sich Midnight Garden, die Fasermischung ist ein "Panda". Die Farben fand ich für mich selbst gar nicht soo ansprechend, deswegen habe ich lieber was ausgesucht, was möglichst viel Spaß beim spinnen verspricht und danach gut verschenkt oder verkauft werden könnte. Sollte also jemand beim Anblick der Wolle sabbernd vom Stuhl gefallen sein oder direkt ein Projekt im Kopf gehabt haben, meldet euch, vielleicht finden wir ja einen Weg, ins Geschäft zu kommen. 
Zu guter letzt noch das wollige Bett im Hintergrund. Das sind 500g Vorlaufgarn Cheeky Merino Joy von Rosy Green Wool. Das eigentliche Produkt dieser jungen Marke ist GOTS-zertifiziert (sprich: bio und fairtrade), deswegen müssen vor Beginn des eigentlichen Spinnprozesses 10kg (!) Wolle durch die Maschinen laufen, um zu garantieren, dass danach auch wirklich keine nicht-bio-Fussel drin sind. Deswegen verkaufen Rosy und Patrick das Vorlaufgarn günstiger, was laut Blog in Bonn ziemlich gut ankam. Frau Fienes und mein Plan ist, dass ich ihr mit diesem Garn beibringe, wie man Wolle färbt. Was ich mit meiner Hälfte anstelle, steht noch in den Sternen.

A propos Frau Fiene. Die hat mir ein wahnsinnig tolles Geschenk aus England mitgebracht.


Whimsical Little Knits 2 von Ysolda Teague und eine Einzelanleitung für Stulpen von Kate Davies. Mit Hasen und Schildkröten. Ich lass das mal so stehen.

Montag, 24. September 2012

Erntedankfest

In letzter Zeit ist viel passiert und speziell die Tage und Wochen vor dem Urlaub waren extrem stressig. Ich habe mich mehrere Male gefragt, was das denn eigentlich soll und mich gewundert, warum mein Körper nicht irgendwann gesagt hat, dass es ihm reicht und mich mit mindestens einer Erkältung ins Bett geworfen hat. Es kam mir vor, als nähe ich hundert Stoffstücke zusammen, die noch nicht zugeschnitten waren und bevor die eine Naht geschlossen war, sollte schon wieder woanders das nächste Teil dran. Der Fetzen wurde größer und unförmiger, ich wusste nicht, ob mir die Farbe gefiel, geschweige denn, wo das Loch für den Kopf war und ob es genug Ärmel für meine zwei Arme haben wird.
Dann war es Dienstag, wir packten unsere Sachen, flogen weg.. und es war toll. Ich dachte kaum noch an die unerledigten Dinge daheim, das Wetter war (verhältnismäßig) traumhaft, die Hütte sauber, warm und spinnenfrei. Wir verfeierten einen entspannten Geburtstag mit dem schönsten Abendprogramm als Geschenk, das Sonnenwind einem machen kann. Ich weiß jetzt, dass Schneehühner wie Meerschweinchen quieken und konnte tatsächlich noch ein kleines Stückchen hässlichen, verdreckten Schnee vom letzten Winter anfassen. Wir waren 92m unter dem Meeresspiegel und kurz darauf für eine halbe Stunde über dem 70. nördlichen Breitengrad, wo die Welt aussieht, als hätte der Kartendesigner keine Lust mehr auf ausgearbeitete Landschaft gehabt, weil da sowieso keine Quests hinführen. Die Berge wirkten, als könne man nur per Bug oder Cheat über ihre Kuppe gelangen um von dort aus ins Nichts hinter der Welt zu schauen.

Der Kulturschock bei der Heimkehr (die reden ja alle deutsch!) war ein etwas deprimierender Moment, aber man gewöhnt sich erstaunlich schnell wieder an vergleichsweise miese Luft und dreckiges Wasser. Soviel Zeit zum nachdenken (und Wäsche waschen) hatte ich sowieso nicht, weil ich ja mit Frau Fiene los wollte, Wolle angrabbeln, Spinnräder ausprobieren, mit netten Leuten reden und nicht zuletzt toll essen gehen und zumindest einen kleinen draufmachen.
Das gute Karma, dessen Anhäufung ich mir nur durch unsere Aktion im botanisk hage in Tromsø erklären kann, hat sich ausgezahlt und ich bin von diesen zwei Wochen Urlaub geistig und materiell reich beschenkt zurückgekehrt. Danke an alle, die mit für diese tolle Zeit gesorgt haben, ich hoffe, dass auch ihr eure Belohnung dafür erhalten werdet.

Fotos folgen noch, ich geh jetzt erstmal frühstücken. 

Donnerstag, 20. September 2012

Nur du selbst kannst dich in ein Gefängnis sperren.

Ich bin im Kopf noch etwas zu weit weg, um mir kreative Post-Titel auszudenken, deswegen dieser Spruch vom Schildchen des Yogi-Tea (Ingwer-Zitrone), den ich gerade trinke. Passt auch irgendwie.

Eigentlich wollte ich nur kurz Bescheid sagen, dass ich zurück bin, um dann gleich wieder abzuhauen: Morgen geht es nach Bonn zum Ravelry-Treffen. Sollte jemand von euch auch dort sein und mich erkennen, sagt ruhig mal Hallo, ich renne bei solchen Veranstaltungen (leider) immer mit Scheuklappen rum und nehme es meistens peinlicherweise nicht wahr, wenn jemand an mir vorbeiläuft, den ich kenne. Und wenn ihr in meinem Stash was findet, was ihr gerne haben würdet, bis morgen früh habe ich noch Zeit, es einzupacken und mitzubringen ;) Spart Versandkosten und ist auch viel netter.

So, jetzt schaue ich noch die restlichen neuen Anleitungen auf Ravelry durch (90 Seiten neues Zeug! Ich glaube, so viel war es noch nie..) und dann gehen wir ins Schwimmbad. Ist nicht unbedingt ein Fjord, aber immerhin Wasser.

Freitag, 14. September 2012

2008 - 2012


Heute ist Bloggeburtstag! Vier Jahre Spaß mit zwei Händen und ich bin nicht da. Wahrscheinlich laufe ich gerade auf irgendeinen Berg oder schaue mir Schiffe an. Diesen Tag könnte man definitv schlechter verbringen. Kuchen gibt es, wenn wir zurück sind. 

Dienstag, 11. September 2012

To Tromsdalen

Mein persönlicher Peer Gynt und ich verabschieden uns für zwei Wochen unbestimmte Zeit nach Norden ins Landet i det Fjerne zur allgemeinen Vertrollung. Strickkram, Skizzenbuch und Wintermütze sind eingepackt, das muss reichen. Bleibt schön brav, dann bring ich euch vielleicht auch was mit.




Donnerstag, 6. September 2012

Alle Farben, die ich kriegen kann

Eure lieben Kommentare haben mich dazu ermutigt, der Sparsamkeit und kleine-Brötchen-Backerei ein Ende zu setzen. Nervte mich ja selbst irgendwie.

Die neue Farbpalette im Hause teli umfasst nun 10 Farben, die wichtigen in 50g-Pötten, von den anderen erstmal nur 10g, da muss ich noch entscheiden, welche ich gebrauchen kann und welche überflüssig sind.


Mit diesen 260g lassen sich über 13kg Wolle satt färben, das sollte eine Weile reichen. Außerden habe ich von einigen Farben noch Reste hier.
Den ersten Gehversuch habe ich auf beige-farbener Merinowolle angestellt.


Ich hatte so eine Art Rosengarten im Kopf, mit dunklen, stacheligen Blättern, verholzten Stämmen und dicken, gefüllten Blüten, die sich unter der Last ihres eigenen Gewichts nach unten biegen. 
War sicher nicht die schlaueste Idee, die erweiterte Palette gleich auf nicht-weißer Wolle zu testen, die Ausgangsfarbe beeinflusst das Ergebnis ziemlich. Was sich trotzdem schon recht eindeutig sagen lässt, ist, dass Hot Pink sowohl ziemlich hot als auch ziemlich pink ist. Sollte man wohldosiert einsetzen.


Gefärbt habe ich dieses Mal 300g in einem langen Strang, den man jetzt nach Belieben in zB zwei Mal 150g oder drei mal 100g teilen könnte.

Zwischendurch habe ich auch das Spindelprojekt aus dem letzten Post fertig bekommen.


Ich hatte den Kammzug längs in zwei Stränge geteilt und versucht, sie so zu verspinnen, dass die Farben sich am Ende beim zwirnen wiedertreffen. Hat nur bedingt funktioniert, so dick versponnenes wird bei mir einfach noch sehr unregelmäßig.
Durch chain-ply wären die Farben natürlich besser beieinander geblieben, aber dadurch wäre mir das Garn zu dick geworden und ich hätte einiges an Lauflänge eingebüßt. Dann lieber schleichende Farbwechsel. 


Die 100g Wolle ergaben eine Lauflänge von ca. 135m, das reicht für eine Mütze, zwei Stulpen oder einen schönen Cowl. Man muss ja an den Herbst denken. 


In der Detailaufnahme sieht man die Unregelmäßigkeiten gut, auch wenn ich das Gefühl habe, dass es langsam besser wird.

Jetzt geh ich erstmal packen und dann ab nach Norden, gute Musik hören, CDs verkaufen und hoffen, dass ich bei alledem nicht seekrank werde. Verrücktes Leben.