.. in die falsche Richtung.
Das Jahr war aufregend, keine Frage. Und lehrreich. Ich habe mich endgültig vom Studentendasein losgesagt (sprich: Die Versicherung läuft jetzt auf Basis eines Erwachseneneinkommens) und meinen ersten Vollzeitjob angetreten. Ich habe mein geliebtes Hesseländsche verlassen und bin ans andere Ende der Republik gezogen, auch wenn von Hessen aus gesehen das andere Ende der Republik nie besonders weit weg ist. Ich arbeite im Ausland. Ich habe meine erste Feuerwerksrakete gezündet (big deal!). Ich war das erste Mal angeln, habe meine erste Makrele umgebracht - und aufgegessen. Ich bin in eine richtige Erwachsenenwohnung gezogen, ich habe einen Kühlschrank für mich alleine, eine Waschmaschine, eine elektrische Zahnbürste und einen Herd, der Umluft kann. Neuerdings habe ich sogar ein Auto. Dafür immer noch kein Internet, aber das nur am Rande. Ich habe zu allem Möglichen "Ja" gesagt, und es war meistens gut. Ich habe eine Liste mit Dingen geschrieben, die ich 2015 gemacht habe, und sie zu Hause vergessen.
Was daran jetzt falsch war? Naja. Man möge es mir verzeihen, aber Nordrhein-Westfalen ist nicht unbedingt mein Traumland. Bis zum nächsten erwähnenswerten Hügel sind es mindestens eineinhalb Stunden Fahrt und bis zum Meer trotzdem noch zwei. Nicht einmal ordentlichen Wald gibt es. Ich habe verstanden, dass es mir wichtig ist, mich in einer Landschaft aufzuhalten, die mir gefällt.
Der Job ist das Beste, was mir passieren konnte, die Kollegen sind nett, die Bezahlung für einen Berufseinsteiger ordentlich, der Zweck des Ganzen relativ sinnvoll und sogar entfernt studienverwandt. Allerdings macht er mich nicht glücklich. Genau wie das Grammatik-Propädeutikum im ersten Semester wird es mir später sicher noch einige Male den Arsch retten, ihn gemacht und daraus gelernt zu haben, aber Spaß habe ich (genau wie damals) keinen dran. Auch das Drumherum, der Umzug, die neue Wohnung, die neue Umgebung, die neuen Leute und die neue Kultur haben mich einiges gelehrt und tun es immer noch, im Positiven wie im Negativen. Ich habe viel Zeit, Nerven und Herzblut in Dinge gesteckt, die es nicht wert sind und dafür andere, wichtige Dinge vernachlässigt. Da war ich zugegeben schon mal weiter, aber wie das eben so ist: Erst losfahren, dann Navi einschalten.
2015 war holprig, das steht fest. Es war natürlich nicht die ganze Zeit so schlimm, wie ich es jetzt
darstelle, aber zwischendurch war es zeitweise auch mal sehr schlimm und
sowas will ich in meinem Leben einfach nicht mehr haben. Während ich also immer noch nicht genau weiß, was ich will oder es mir zumindest immer noch nicht eingestehen kann, weiß ich jetzt immerhin etwas besser, was ich nicht will.
Was ich mir von 2016 erwarte? In erster Linie Kurskorrektur und dann Gas geben. Rudern hab ich gelernt, jetzt muss ich noch lenken üben. Das geht natürlich besser, wenn man nicht ganz alleine für das Boot verantwortlich ist, daher wird das große Projekt für das kommende Jahr, mit dem Ninja zusammenzuziehen. Zum mittlerweile dritten Mal. Im Schlepptau dieses Unterfangens wird hoffentlich im Sommer ein Umzugslaster den gleichen Weg wie 2014 nehmen und schließlich mein Leben im Land in der Ferne abladen. Wo genau, wird sich noch zeigen, da bin ich erst mal nicht wählerisch. Hauptsache Meer und Berge und klare Luft und schöne Menschen. Alles andere wird sich ergeben. Sage ich jetzt mal so, in meiner Versöhnlichkeit mit dem sterbenden Jahr und in voller Erwartung eines neuen.
Ich wünsche euch allen noch ein paar schöne Feiertage mit euren Lieben, viel Entspannung und vielleicht sogar ein bisschen Schnee für uns alle. Träumt am Limit und schmiedet großartige Pläne, dann wird es, falls ihr sie nicht ganz erfüllen könnt, immer noch toll genug gewesen sein.