Montag, 6. Februar 2012

Ruhe sanft

Spinnanfängern, die über ihren monströsen schwangeren Regenwürmern verzweifeln, wird oft gesagt: Sei froh. Wenn du später mal dünn und gleichmäßig spinnen kannst, ist es ganz schwer, auf Kommando dicker zu spinnen. Du wirst nurnoch Lace-Stärken hinbekommen und selbst die besten Vorsätze, weniger als 400m/100g im Single zu haben, werden scheitern.
Will man natürlich nicht hören. Stimmt leider trotzdem.

Im Bild zu diesem Post von letztens lag neben dem Zuckerwattegarn eine Spule mit blauem, noch ungezwirnten Garn. Das ist mittlerweile fertig, gewaschen, gewickelt und gewogen. Irgendwie komm ich aus den Kinderkrieg-Metaphern nicht mehr raus. Egal, Fotos!


Die Wolle ist vom Polwarth-Schaf, das ist eine Kreuzung aus 3/4 Merino mit 1/4 Lincoln. Handgefärbt von mir mit Ashford-Farben. Das große Knäul wiegt 94g, das kleine entstand aus den Resten, die auf einer der Spulen übrig blieben und wiegt 6g, zusammen sind es also genau 100g.


Das Garn ist zweifädig und hat ca. 154m auf 100g.

Beim spinnen habe ich auch endlich verstanden, wozu pre-draften gut ist. Man hört und liest ja immer, wie wichtig es sei, die Fasern vor dem verspinnen aufzulockern, es gibt haufenweise Anleitungen auf den Seiten verschiedener Spinner oder sogar Video-Tutorials auf Youtube. Meine eigenen Versuche führten leider immer dazu, dass das Garn unregelmäßig wurde und ich konnte einfach nicht verstehen, wieso ich etwas machen soll, das erstens Zeit kostet und zweitens das Ergebnis verschlechtert, statt es zu verbessern. Ich dachte, dass es vielleicht an meiner Technik liegt, und las mir noch mehr Anleitungen durch und sah mir noch mehr Videos an, half aber alles nichts. Direkt aus dem Kammzug spinnen ergab einfach schöneres Garn, also habe ich die Versuche irgendwann sein gelassen und mich damit abgefunden.
Bis zu dem Tag, als ich beschloss, dicker spinnen zu üben. Da funktionierte "direkt aus dem Kammzug" nämlich überhaupt nicht und ergab feinste schwangere Regenwürmer, wie ich sie seit Jahren nicht mehr bei mir gesehen hatte. Ein bisschen rumprobiert und siehe da, pre-draften half! Enorm! Das Garn wurde sofort gleichmäßiger und ich musste die Wolle fast nur noch festhalten, alles andere übernahm das Rad für mich.

So wurde dieses Geheimnis auch gelüftet und ich kann wieder ruhig schlafen. Auf 100g Polwarth-Garn als Kopfkissen. Gute Nacht!

1 Kommentar:

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