Freitag Abend, Halbzeit für mich und alle anderen, die nur zwei Wochen Akt-Kurs gebucht haben. Leider ohne Fotos, ich hatte keine Lust, die Kamera mitzuschleppen.
Gestern war schlimm. Ich glaube, es lag an der Mischung aus zuviel Information in zu kurzer Zeit und der abflauenden Anfangseuphorie. Bei den kurzen Skizzen morgens habe ich versucht, das Gesagte über Bildkomposition, Positionierung der Figur im Format (meine Güte, ich fange auch schon an so zu reden!) und allgemein Abstrahierung zu beachten.. und es ging völlig schief. Plötzlich klappte nichts mehr. Mit diesem unguten Gefühl widmete ich mich dann einer längeren Kohlezeichnung, die ich nach zehn Minuten komplett schwarz ausmalte und heute beim aufräumen wegwarf. Das hat richtig schlechte Laune gemacht. Nachmittags sollten wir mit einer beschränkten Farbpalette (schwarz, rot, gelb und dem Weiß des Papiers) arbeiten, das wurde nur bedingt besser. Die Kommentare des Meisters fielen entsprechend aus und ausnahmsweise sah ich auch mal, dass es wirklich nicht gut war. Hat auch keinen Spaß gemacht.
Am Ende aller Hoffnung wollte ich nur noch die Zeit rumbringen und malte eine relativ abstrakte Rückenansicht mit zusammengeschnorrten Acrylfarben, die lustigerweise heute bei der Besprechung wieder gelobt wurde. Naja, wenn sie meinen.
Heute war wieder besser, auch wenn ich viel zu wenig geschlafen habe. Wir bekamen eine kleine Einführung in Gestaltlehre mit Dia- und Overhead-Projektor. Wie oldschool. War ganz nett, auch wenn man das meiste eigentlich schon irgendwie wusste.
Zurück in der Halle habe ich beschlossen, dass ich morgens ein paar schnelle Erfolgserlebnisse und "schöne" Bildchen brauche, auch wenn ich mir dafür anhören darf, wie langweilig die Figuren im Blatt sitzen und wie sehr ich einfach das Gesehene abzeichnen würde. Diese super aufgelösten Formen und Bewegungen und aufstrebenden Richtungen und die ganze Lebendigkeit und Entschiedenheit und Direktheit liegen mir nicht.
Danach ging die Schulstunde weiter mit Farblehre, was eigentlich auch ein alter Hut ist. Aber zumindest verstehe ich da mal, worum es geht, das ist für mich im Moment echt keine Selbstverständlichkeit.
Gestern Abend war ich extra früher gegangen, um mir noch eigene
Acrylfarben zu besorgen, damit ich nicht so sparsam mit den erbettelten
Klecksen auf meiner Palette umgehen muss. War ganz gut so, auch wenn ich nicht weiß, ob ich die Tuben jemals aufbrauchen werde.
Den Nachmittag verbrachten wir mit Komplementärfarben und vielen selbstgemischten Hauttönen, das hat Spaß gemacht. Mir deucht, realistischere Abbildungen machen mich glücklicher als abstrakte Lebendigkeit. Vielleicht ist das wieder eine Frage des Alters, die ganzen pensionierten Lehrer in dem Kurs empfinden alles mit einem niedrigeren Abstraktionsgrad als Paul Klee als profan. Picasso ist schon was für Langweiler. Ich dagegen muss sagen, dass ich mich noch lange nicht an Carl Larsson sattgesehen habe.
Jetzt ist erstmal Wochenende und ich bin froh, dass ich zwei Tage was komplett anderes machen kann. Stricken zB. wäre cool, dazu kam ich die ganze Woche nicht. Oder einkaufen. Oder rausgehen und mit normalen Leuten reden, die nicht die ganze Zeit lebendige Direktheit und Farbigkeit im Kopf haben. Au ja, normale Leute wäre super.
:D Oh man, ich kann verstehen, warum du erst einmal keine Lust mehr auf "abstrakte Kunst" hast.
AntwortenLöschenSpannender Kurs, eigentlich.
AntwortenLöschenIch glaube solche Phasen sind ganz normal, vermutlich brauchst du einfach ne pause und nächste Woche wird es wieder besser werden, - hoffe ich
Also, jetzt sind wir schon so lange befreundet und du verschweigst die ganze Zeit, dass du normale Leute kennst?! Naja, ich verzeihe dir ... Lust mir bei der Vernichtung von ein paar Dosen Rekorderlig zu helfen?
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