Samstag, 25. Mai 2013

Minimalherbarium

Ich kann mich erinnern, dass meine Oma, als sie noch zu Hause gelebt hat, in ihrer Kaminstube neben den ganzen von Opa selbst geschossenen Rehgeweihen (jaja, ich stamme von feinen Leuten ab!) ein paar kleine Rähmchen mit gepressten Blumenarrangements an der Wand hängen hatte. Die mochte ich damals schon, und sei es nur wegen der Vorstellung, wie meine Oma in früheren Jahren im Garten Blumen sammelt, sie liebevoll zwischen Wagner und Goethe in Seidenpapier trocknet und sie dann mit ganz viel Fingerspitzengefühl und ästhetischem Bewusstsein zu Bildern zusammenfügt. 

In Anlehnung daran und weil ich oft auf dem Weg von der Bushaltestelle nach Hause Pflanzenteile mitnehme um sie abzuzeichnen und es hinterher nicht übers Herz bringe, sie einfach in den Kompost zu werfen, habe ich angefangen, ein paar besonders geeignete Stücke zu pressen, um sie später irgendwie zu verbasteln.

Ein erstes Stück steht schon eine ganze Weile auf meinem Bettbrett.


Das Blatt ist vom Rainfarn und schon etwas älter, am Anfang war es noch richtig schön grün. Da Rainfarn etwas dickere Rippen hat, habe ich bei dem frischen Blatt auf der Rückseite mit einem scharfen Messer ein wenig davon abgetragen, damit es sich besser pressen lässt und später flacher auf dem Papier liegt. Das Papier habe ich in mehreren Schichten mit Aquarellfarben bemalt und dabei festgestellt, dass es gar nicht so leicht ist, Papier absichtlich alt und fleckig wirken zu lassen. Zum Schluss habe ich das Blatt einfach aufgeklebt (Allzweckwaffe Ponal mit Wasser verdünnt) und noch mal über Nacht gepresst, damit das Blatt nicht irgendwann beschließt, dass es sich an den Enden doch lieber kringeln möchte. Der Kleberauftrag funktionierte übrigens am besten mit Wattestäbchen und Zahnstochern.

Ein zweites Teil liegt auch schon bereit, das wartet nur noch auf einen passenden Rahmen.


Dieses Blatt dafür hat mir der Ninja mal von einem Spaziergang mitgebracht und ich dachte mir, zu dem schönen Rotbraun passt ein grüner Hintergrund vielleicht besser. Von welchem Baum es stammt, weiß ich leider nicht auswendig.

Was ich besonders an diesen Bildern mag ist ihre Schlichtheit und die unterschwellige Gelehrtheit, die sie ausstrahlen. Stellt euch mal eine Wand mit ganz vielen verschiedenen Blättern und Blüten in Petersburger Hängung vor, da fühlt man sich doch gleich viel botanischer. Das i-Tüpfelchen wäre noch eine unleserliche Bleistiftnotiz unten rechts, um welche Pflanze es sich handelt. Auf Latein, versteht sich.

5 Kommentare:

  1. Eine wirklich sehr schöne Sache, wir haben hier auch so uralte "Minimalherbarien" und sogar einen großen Lampenschirm mit Gräsern drauf!
    Übrigens handelt es sich bei dem Blatt um eine Roteiche ;)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Oh, danke für die Info :)

      Und so einen Papierlampenschirm mit Blättern drauf mach ich mir auch.. sobald ich eine eigene Kaminstube habe :D

      Löschen
  2. Sehr schön!
    Hätten wir hier nicht so viele geekige Poster und Dachschrägen ...
    vielleicht in der nächsten Wohnung?

    AntwortenLöschen
  3. sieht extrem hübsch aus - und den begriff kannte ich vorher auch nicht (aber ich stamme auch nicht von feinen leuten ab ;))
    liebe grüße
    linnea

    AntwortenLöschen
  4. Oh, das sieht schön aus, das Farnblatt gefällt mir ganz besonders. Und eine ganze Wand mit gerahmten Blättern sähe sicher toll aus, schöne Idee mit den Beschriftungen.
    Und wenn du Papier altern lassen willst, kannst du es auch in starken schwarzen Tee legen, schön fleckig wird es, wenn du losen Tee nimmst und in der Schale lässt, während das Blatt drin ist.

    AntwortenLöschen

Vergesst nicht, dass die Kommentare erst zu sehen sind, nachdem ich sie freigeschaltet habe. Das dient sowohl eurem als auch meinem Schutz (vor allem vor Spambots).