Montag, 30. Juni 2014

Carrots'n'Pumpkins

Vor einiger Zeit ist eine ehemalige Dozentin von mir, bei der ich im ersten Semester Einführung in die mittelalterliche Literatur Irlands hatte, Mutter geworden. Im Büro wurde überlegt, ihr zu diesem Anlass ein kleines Carepaket zu schicken. Was für das Kleine, was für die Mama, was für den Papa. "Es wäre doch nett, wenn vielleicht sogar jemand etwas herstellen könnte..", sprach einer der Doktoranden und drehte dabei den Kopf ganz langsam zu mir. Die Köpfe der anderen folgten und ich musste grinsen. 
Klamotten oder Accessoires für Kleinkinder zu stricken macht einfach super viel Spaß. Man hat alle Features und technischen Feinheiten, die ein Erwachsenenteil bietet, ist aber viel schneller fertig, verbraucht weniger Material und muss bei Farbe, Form und Material kaum Rücksicht auf die Vorlieben des Trägers nehmen. Hauptsache warm, bunt und flauschig. 


Das erste Mützchen basiert auf dieser Anleitung. Mein Garn war dünner als beim Original, also habe ich etwas gesucht und dieses Projekt gefunden. Neben der Maschenzahl habe ich gleich noch die Streifen mit übernommen, auch wenn ein unifarben grünes Yoda-Mützi natürlich auch süß gewesen wäre. 



Hinten hat das Mützchen eine kleine Ausbuchtung für den Hinterkopf. Ob das so gut sitzt, weiß ich nicht, da ich natürlich kein Model zur Anprobe hatte. Aber wird schon passen, ist ja elastisch. Das Bindeband wird als i-Cord gestrickt, die Maschen dafür habe ich direkt aus dem Saum aufgenommen. 

Und weil ich nach dieser ersten Mütze noch genug Garn hatte und sowieso viiieel zu schnell fertig war, habe ich gleich eine zweite gestrickt.



Diesmal nach dieser Anleitung. Das Original hat keinen Knoten im Stiel, aber ich finde Mützen mit geknotetem Zipfelchen einfach zu süß, um dieser offensichtlichen Einladung nicht zu folgen. Das Garn ist übrigens Shibui Sock (leider discontinued) in Wasabi und Pagoda, die Nadelstärke war bei beiden Mützen 3,00mm.


Für das Carepaket wurde letztendlich die Kürbismütze ausgewählt, die andere bekommt dann einfach das nächste Kind im Bekanntenkreis.

Sonntag, 22. Juni 2014

The Wheel of Time turns and ages come and go..

Langsam glaube ich, an mir ist ein 1A Hipster verloren gegangen. Ich war die Tage am rumkramen und ausmisten, da fiel mir die Kiste mit dem Stickgarn in die Hände. Teilweise stammt das Garn noch aus den Beständen meiner Mutter, die damals in den 90ern Türbänder mit Frühlingsblumen bestickt hat. Einige Farben hatte ich auch selbst für kleinere Projekte gekauft. Und irgendwie.. kam da eine Erinnerung hoch.

In der Grundschule war ich die Königin der Freundschaftsbänder. Ich hatte mehrere Bücher (die teilweise noch bei meinen Eltern lagern dürften), habe jede noch so komplizierte Anleitung verstanden, ich konnte sogar so fancy Sachen wie selbst entworfene Texte und andere Motive. Dass ich gar nicht genügend Freunde hatte, um die Unmengen an Bändern, die ich damals produziert habe, zu verteilen, war mir egal. Es ging wie so oft um die Beschäftigung an sich. Ist ja heute nicht anders.

Und als ich da so saß und überlegte, was aus dieser oder jener merkwürdigen Farbe mal werden sollte und mich fragte, ob ich sie jemals zum sticken brauchen würde, dachte ich mir.. Was soll's. Springen wir mit auf den Retro-Bandwagon und schauen mal, ob wir's noch draufhaben.


Die ersten ein, zwei Zentimeter waren friemelig, da ich das schließlich seit 15 Jahren nicht mehr gemacht habe und das Schema in der Anleitung auch irgendwie ungewohnt war. Aber danach war ich wieder im Flow und konnte die Anleitung weglegen. Ist wie schwimmen oder fahrradfahren.


Das Band hier war eher zum üben. Ich war sogar schon im Laden und hab mich nach neuem Garn umgeschaut (soviel zum Thema ausmisten..), aber die aktuellen Preise und die Tatsache, dass ich es nicht wie früher aus Mamas Stickkiste klauen kann, sondern selbst bezahlen muss, halten mich hoffentlich davon ab, schon wieder mehr Bänder zu knüpfen, als ich Freunde habe.

Dienstag, 10. Juni 2014

Out with the Old, in with the New

Als ich mein Spinnrad gekauft habe, war ein Antriebsriemen aus Baumwolle dabei. Eine einfache, dicke Schnur, ungefähr das, was man als Schul- oder Topflappengarn kennt. Sollte das jemals elastisch gewesen sein (eine Frage, die bei Baumwolle sowieso eher mit "Nein" zu beantworten ist), sind diese Zeiten lange vorbei.


Die Tage fand ich einen Blogeintrag, wo jemand genau diesen Antriebsriemen gegen eine dünne, gehäkelte Luftmaschenkette ersetzt hat und vom Ergebnis ziemlich überzeugt war. Die Vorteile liegen auf der Hand: Filethäkelgarn ist glatt, dünn, sehr reißfest und durch die Luftmaschen auch ein bisschen elastisch.


Klang gut, und wie es der Zufall so wollte, habe ich immer ein paar Häkelgarnreste da.


Die Längenbestimmung war ein bisschen friemelig, weil ich mich an der tatsächlich benötigten Länge und nicht an dem alten ausgeleierten Band orientieren wollte. Bei der Befestigung tat sich noch ein Vorzug auf: Kein Knoten, man kann die Enden einfach mit Kettmaschen aufeinanderhäkeln (und danach vielleicht noch die Enden vernähen. Wenn man weniger faul ist als ich.). 

Freitag, 6. Juni 2014

Atommüll und Flieder

Neue Kammzüge! Eigentlich wollte ich noch etwas länger warten bzw. noch mehr färben, bevor ich euch die neuen Farben zeige, aber wer weiß, wie lange das noch dauert. Außerdem motivieren mich eure Komplimente immer so schön. Gut möglich also, dass ich heute Abend gleich weiterfärbe. 




Oben haben wir zweimal Polwarth, darunter einmal Blue Faced Leicester mit Glitzer-Nylon. Die Farben reichen von reinweiß über giftig-strahlendes Atommüll-Schlangengelbgrün, Grasgrün, Tannengrün und diverse Himmel-Meer-Petrol-Tiefsee-Blautöne bis zu saftigem Schwarz. Quasi einmal das komplette Spektrum der kalten Farben durch. 
Daraus eine Mütze und ihr braucht keine Reflektorstreifen mehr.

Die zweite Partie stammt aus einem Topf mit einmal Farbe drin. Ich finde es immer wieder faszinierend, wie unterschiedlich verschiedene Fasern die gleichen Farben annehmen.



Das oben ist wieder Polwarth. Da ist viel Fliederlila und Blau drin, auch ein bisschen Petrol. Ein bisschen weiß, ein bisschen schwarz, ein bisschen holz- und fuchsfarben. Alles in allem fühle ich mich an eine Graffiti-Wand erinnert, wo zu viele "Künstler" mit zu wenig Geschmack zusammen ihre Sachen an die Wand gesprüht haben.
Darunter haben wir dann zwei Stränge aus BFL und Bambus, die wieder ganz anders aussehen. Hier musste ich an ein Aquarell denken, vielleicht von Hortensien, die in einer Vase auf einem Holztisch stehen. Im Hintergrund noch luftige Gardinen und ganz viel Licht. Porzellan mit Blümchenmuster und ein Stück Sandkuchen mit kandierten Borretschblüten. Viel größer könnte der Kontrast zu dem Polwarth-Strang nicht sein, oder? 

Die Stränge sind alle schon in meinen Ravelry-Stash gewandert und warten auf Adoption. Obwohl ich von den Bambus-Hortensien echt gerne einen behalten würde..

 Und schaut auch mal wieder Woanders vorbei. Ich hab die Liste aktualisiert :)

Dienstag, 3. Juni 2014

The Times they are a-changin'

Schon wieder so ein ernster Post ohne tolle Fotos. Aber ich muss mich mal bei euch ausheulen. 


Meine M.A.-Arbeitskumpanin wird diese Woche fertig. In eineinhalb Wochen zieht meine beste Freundin in ihre Traumstadt und fängt dort an zu arbeiten. Anfang August geht der Ninja fürs Studium zurück ("zurück" trifft es irgendwie besser als "wieder" oder "nochmal") ins Landet i det Fjerne. Die letzten acht Jahre in dieser Stadt, in meinem Waldschlösschen hinter dem Berg, lösen sich langsam auf. Es gibt viel zu organisieren, Abschiedspartys, Abschiedsgeschenke, Umzugskartons, Verträge kündigen, Ebay-Anzeigen, Sperrmüll und Pflanzen weggeben.
Und inmitten diesen ganzen Trubels sollte ich eigentlich Vollzeit an meiner Arbeit sitzen, damit die noch einigermaßen so vollständig und schlüssig wird, wie ich sie gerne hätte. Es ist ein ekliges Gefühl, anderen beim Weggehen zuzuschauen oder gar zu helfen, während man selbst noch hier feststeckt. Und es ist ein genauso ekliges Gefühl, an meiner Arbeit zu schreiben, da ich bisher keinen Plan für das große "Danach" habe. Der Gedanke, nach der Abgabe vor der Tür des Prüfungsamts zu stehen und nicht zu wissen, was ich machen soll, lähmt mich im Moment total. 

Ich bin hin- und hergerissen. Einerseits gefällt mir die Idee, mal eine Weile Pause zu machen. Pause im Kopf, mit Reisen, Leute besuchen, Dinge ausprobieren und vielleicht auch ganz bewusst ein bisschen Zeit verschwenden. Andererseits habe ich ziemlich Angst davor. Angst zu versauern, danach nicht wieder auf den Weg zu kommen. Mich selbst nicht genug motivieren zu können. Angst, am Ende immer noch nicht zu wissen, was ich will.

So schön ich diesen Sommer gerade finde, mit seinem tollen Wetter, seinen Grillpartys, seinen röstzwiebeltriefenden Burgern, seinem selbstgemischten Hugo, seinen Neuentdeckungen, Konzerten.. So viele aufregende Veränderungen er auch bringt und so sehr ich mich darüber freue, wie gut bei Johanna und dem Ninja gerade alles klappt, nachdem sie so lange gehofft und gebangt haben.. Im Moment wünschte ich, er wäre schon vorbei und alles geschafft.